Toscana
Un viaggio di spese in
campania
Einkaufen auf dem Lande
Wenn Speis' und Trank im Haus verschwinden,
lässt sich die Krise überwinden,
wenn man mit dem Benzingefährt
von einem Dorf zum andern fährt.
Der Bäcker
In San Martino geht es los:
von weitem sichtbar und sehr groß
steht da in aufgemalten Lettern
auf der Straß' ein Spruch zum Wettern:
"Du hast dir den Führerschein abnehmen lassen!"
Der Bäcker konnte es nicht fassen,
als den Laden auf er schließt,
weil ihn dieser Spruch verdrießt.
Der Bäcker ist ein runder Mann,
lebhaft und freundlich - aber dann:
als Johnny schon vier Tüten trägt
und dann auch noch den Bäcker frägt,
was denn der Satz da draußen soll,
findet der Beck das nicht mehr toll.
Die Story, die sei "dorfintern",
Patenta weg hat keiner gern!
Doch Johnny treibt ihn immer weiter
hinauf die Unbehagenleiter,
bis auch dem Bohrenden wird klar:
der Bäcker selbst das Opfer war!
Kaum ist die Wahrheit endlich raus,
da bricht es aus dem Mann heraus:
Schuld an dem Unglück sei nicht er,
war auf dem Heimweg her vom Meer.
Via Aurelia - Kaiserstraß',
Policia - und aus der Spaß!
Der Bäcker wurde rausgewunken,
drei Glas nur hatte er getrunken.
Der Maresciallo, das war klar,
kein Schwager und kein Onkel war,
war einer von den Unbekannten,
sooo kam sein Führerschein abhanden -
und zwar gleich für ein halbes Jahr,
was für ihn ganz schön bitter war,
denn wer fährt jetzt von Haus zu Haus
früh morgens die Bestellung aus?
Nur weil im Polizistenrock
Maresciallo ein sturer Bock!
Uns schien der Rückzug sinnvoll jetzt,
wir sind ins nächste Dorf gewetzt!
Der Metzger
Von San Martino kamen wir
nach Catabbio, eben hier
verwöhnt in seiner Residenz
der Metzger-Innung Exzellenz.
Die Residenz: zwei auf zwei Meter
durch Perlonschnüre - und nicht jeder
vierte Kunde hat hier Platz,
die Hitze knallt dir vor den Latz!
In Schulterhöhe links im Grill
ein Riesenschinken backen will.
Rechts an der Wand wird eines klar:
der Metzger nie nur Metzger war.
Urkunden, Fotos und Pokal
zeigen: der Mann hatte die Wahl
als Radrennfahrer - und als Clou
kommt noch Philosophie dazu,
die nicht nur ihn interessiert,
mit Freunden hat er's kombiniert:
kein Rennfahrer wirkt ordinär
gepaart mit Descartes und Voltaire!
Der Sportler ist halt keine Dubb
im "Friedrich Nietsche-Rennradclub"!
Doch weil nun mal die ganze Welt
regiert wird von dem schnöden Geld,
erhebt neben der Kaffeetasse
Madonna segnend auf der Kasse
für den Metzger ihre Arme
über Fleisch und Wurst im Darme.
Von Freundlichkeit und Hitz' benommen
sind wir dann doch noch weggekommen.
Tante Emma
Was früher man in Deutschland sah,
lebt weiter in Italia:
es ist der Tante Emma-Laden,
den in Catabbio wir betraten.
Hier was zu finden ist ganz toll,
das Lädchen derart rappelvoll,
man sieht nichts, steht man auch davor
und kommt sich blöd vor wie ein Tor.
Den Preisen nach ist zu vermuten,
hier gibt's das Beste nur vom Guten,
dass beim vino di tavola
selbst Berlusconi hilfreich war,
sonst würd' die Brüh' nicht so viel kosten,
der Schraubverschluss womöglich rosten.
Doch Johnny sucht und fragt und kauft
und niemand sich die Haare rauft.
Nach dem Bezahlen schwer beladen
sind wir fast draußen aus dem Laden,
da fragt Johnny nach Rosmarin -
und ich hab' Emma dann verzieh'n!
"Si, si, momento!" Ungelogen
hat Tante Emma sich verzogen
über die Piazza, rum ums Haus,
minutenlang. Mit einem Strauß
von dem Gewünschten in der Hand
kommt schließlich sie zurückgerannt -
vom eig'nen Garten! Welch ein Duft
von Rosmarin erfüllt die Luft.
Und weil vor Freude wir benommen,
hat sie dafür kein Geld genommen.
Sie hat mich wunderbar verladen –
ein Hoch dem Tante Emma-Laden!
Die
Katze
Noch während wir zum Auto gehen,
bleibt Johnny unerwartet stehen
und zeigt auf den Piazza-Rand.
Ich seh' nicht gleich, was er dort fand.
Auf einer Vespa in der Sonne
liegt und streckt sich voller Wonne
ein Garfield-Kater, dick und rot
und schlägt die Zeit mit Nichtstun tot.
Um ihn herum in aller Ruh'
schaut ihm sein Klan beim Dösen zu.
Ich will ein Foto davon machen,
nachdem die eingekauften Sachen
im Wageninneren verstaut,
doch hat's der Kater mir versaut!
Als ich mich umdreh' schussbereit,
sind auf der Piazza weit und breit
weder die Katzen noch der Roller!
Sie kriegten sicher einen Koller,
hatten die Paparazzi satt
und fuhren in die nächste Stadt...
© Gedichte für jedermann/ -frau * Wolf-Henning Blum * Januar 2012