Gedanken zur Sportausübung
oder
Wer die Wahl hat, hat die Qual…
Ein Mensch, der in der heut’gen Zeit
zur Sportausübung ist bereit,
hat anfangs schon die Qual der Wahl,
ob Freiluftsport oder im Saal.
Bodybuilding, Judo, Squash,
beim Karate auf die Gosch,
Hallentennis und Aerobic –
Doch wer hat solch einen Tick,
in abgestand’ner Luft zu sitzen,
statt in der Natur zu schwitzen?
Jetzt übt er sich in Triathlon,
rast mit dem Mountainbike davon,
er klettert hochalpin und joggt,
bis ihn dann die Karibik lockt.
Die Socken hören auf zu rauchen,
jetzt beginnt das Tiefseetauchen,
ergänzt durch Hochseefischerei –
auch diese Phase geht vorbei.
Er liest, der Freiheit großer Duft
sei nur zu spüren in der Luft.
Beim Fallschirmspringen, Drachenfliegen
kann die Einsicht endlich siegen:
die Jagd nach schneller, höher, weiter
auf der Fitness-Endlosleiter
müssen Leib und Konto büßen,
die Freizeitindustrie lässt grüßen!!!
So sucht er eine Möglichkeit,
die ihm erspart Verletzungsleid,
Frischluft und Stille ihm beschert
und nichts ist an dem Satz verkehrt:
„Stürzt man sich in den Wald hinein,
muss man nicht Reinhold Messmer sein!“
Drum schnürt er jetzt die Wanderschuhe,
begibt sich in des Waldes Ruhe
und kann beim Gehen rasch vergessen,
wie hektisch und rekordversessen
den Sinn der Freizeit er verstand –
dem hat er sich jetzt abgewandt.
Begegnet er im tiefen Tann
einem andern Wandersmann
in Kniebundhosen, roten Strümpfen,
wird der vielleicht die Nase rümpfen,
dass viele Jeans und T-Shirt tragen,
in Turnschuhen es dennoch wagen,
sich echte Wandersleut‘ zu nennen –
das kann man doch nicht anerkennen!!!
Trifft er jedoch ein junges Paar,
wird ihm das alte Lied gewahr:
„Wochenend‘ und Sonnenschein
und dann mit dir im Wald allein,
weiter brauch‘ ich nichts zum glücklich sein,
Wochenend‘ und Sonnenschein!“
Doch nicht nur fürs private Glück
zieht man sich in den Wald zurück.
Es ist politisch vorgekommen,
dass endlich übereingekommen
die Präsidenten beider Seiten,
Friede und Fortschritt einzuleiten.
Carter, Begin und Sadat,
auch Gorbatschow und Reagan hat
die Abrüstung im Wald beschlossen –
im Forst wird halt nicht nur geschossen!
Als „Waldspaziergang“ wird gefeiert,
was diese Herren angeleiert.
Kein Solo noch die Zweisamkeit
ersetzen die Geselligkeit.
Daher der Wandersmann beschließt,
weil ihn allein laufen verdrießt:
Ein Freundeskreis muss schleunigst her!
Und im Lokalteil findet er
die Nachricht, die ihn fröhlich stimmt:
Ein Wanderkreis noch Leute nimmt,
die statt zu Hause zu verlotteln,
lieber durch den Schwarzwald trotteln.
Die Vorfreude ist riesengroß,
denn nächsten Sonntag geht es los!
Ein Mensch, der in der heut’gen Zeit
zur Sportausübung ist bereit
und findet auch Gesellschaft wichtig,
dem kommt ne Wandergruppe richtig.
Man wandert und man feiert feste
Geburtstage und Straßenfeste.
Schlechter sollte niemand leben –
und immer mal das Glas erheben!
© Gedichte für jedermann/ -frau * Wolf-Henning Blum * Januar 2012