Jütland

 

 

Als vor 13.000 Jahren

 

die Eiszeiten zu Ende waren,

 

da mussten Mensch und Tier verstehen,

 

sie konnten nicht direkt mehr gehen

 

von Großbritannien an den Rhein,

 

vom Harz nach Skandinavien rein. 

 

Das Gletschereis war aufgetaut

 

und hat den Norden arg versaut,

 

begrub das Flachland unter Meeren. 

 

 

Bis heute sich die Menschen wehren

 

mit Dämmen, Schleusen und mit Deichen,

 

um nicht noch mehr zurückzuweichen.

 

Noor und Holm, Moor, Maas und Au –

 

die Namen weisen hin genau

 

auf den Zweikampf Mensch – Natur:

 

wer ist stärker, wer nur stur?

Den Wikingern in ihrem Boot

 

drohte selber manche Not,

 

wenn sie von der Nordsee kamen

 

und Kurs in die Ostsee nahmen:

 

Im Skagerrak der Nordsturm tobte,

 

dass mancher Seebär dort gelobte,

 

sich doch zu Hause einzurichten

 

und auf den Wiking zu verzichten.

 

Um Jütland rum ins Kattegat

 

machten Piraten auf sie Jagd.

 

Die nahmen Ladung, Boot und Leben –

 

so war halt das Piratenleben!

 

 

Der Norweger am Nordweg wohnte,

 

was ihn vor Überfällen schonte

 

der räuberischen Nachbarschaft.

 

 

Und eines Tages war’s geschafft:

 

Ein Ostweg war querbeet gefunden,

 

man brauchte nicht mehr Jütland runden:

 

Eider, Treene, Rheider Au,

 

ein Sumpfgebiet, doch punktgenau

 

kam man zur Schlei bei Haithabu,

 

nach langer Fahrt fand man hier Ruh’.

 

 

Die Schlei ist eine Meeresbucht,

 

wo mühsam man den Eingang sucht.

 

Ganz lang und schmal ist dieser Fjord

 

und ganz weit hinten liegt der Ort.

 

Der Trip ging weiter Richtung Ziel

 

in die Ostsee nördlich Kiel.

 

 

Und den Piraten wurde bang,

 

sie schulten um auf Heringsfang. 

             Wikinger im Skagerrak                                  Haithabu an der Schlei

                                                                           und sein Nachfolger Schleswig

 

Normann und Schleisweg sind verschwunden,

 

doch Kaiser Wilhelm hat gefunden,

 

es sei für Deutschland nicht verkehrt,

 

wenn Schiffsverkehr wieder verkehrt

 

durch Jütland quer von West nach Ost.

 

Der Bauherr war nicht ganz bei Trost

 

trotz seinem Kaiser-Wilhelm-Kanal.

 

Sein Abgang wirkte als Fanal:

 

rasch umbenannt war das Gewässer,

 

Nord-Ostsee-Kanal – das klingt besser,

 

verbindet Brunsbüttel mit Kiel,

 

nützt Schiffen und Touristen viel:

 

den Anblick vieler Hochsee-Riesen

 

kann man zum Greifen nah genießen.

                 Kaiser-Wilhelm-Kanal                                  Nord-Ostsee-Kanal

 

 

© Gedichte für jedermann/ -frau * Wolf-Henning Blum * Januar 2012