Kirchenstreit im Mittelalter 



Einst wollten zwei Dörfer dem HERRN zum Gefallen

ein Gotteshaus bauen, doch herrschte bei allen

ein Kostenbewusstsein – man nennt es auch Geiz,

denn Geld einzusparen hat stets seinen Reiz.

Genau auf der Grenze der beiden Gemeinden

war der Baugrund geplant, doch immer verneinten

die Einwohner eines der Dörfer den Platz:

wegen Dickköpfigkeit war der Plan für die Katz‘.



Wo des Menschen Verstand scheitert, hilft oft ein Tier,

ein recht schräges Beispiel dafür gab es hier:

Um sich nicht mit weiterem Händel zu quälen,

ließen einfach die Dörfer den HERRN selber wählen.

Sie banden zwei Ochsen zusammen und dann

kam es für die Menschen allein darauf an,

wohin sich die Viecher zum Rasten begaben.

Genau dort begannen die Dörfer zu graben

und bauten die Kirche. Blöd war nur das Eine:

mal schnell in den Gottesdienst konnte jetzt keine.

Das Gotteshaus lag Kilometer weit weg!



Da dachte der HERR sich: „Das hat keinen Zweck,

was alles die in meinem Namen versauen,

eine Kirche inmitten der Pampa zu bauen!“

Das eine Dorf, Lebstedt, in Sturmflut versoffen,

auch Dingen, das andere Dorf, schwer getroffen.

Es hat seiner Torheit sich derart geniert,

ins heutige Imsum deshalb umfirmiert.



Der Ochsenturm mahnt seit gut 800 Jahren,

mit etwas mehr Herz mit dem HERRN zu verfahren.

Es ist aber nicht ganz eindeutig bekannt,

ob der Turm nach dem Tier oder Menschen benannt!

© Gedichte für jedermann/ -frau * Wolf-Henning Blum * Januar 2012